Buch – Einfach.Zusammen.Arbeiten
Buchrezension Einfach.Zusammen.Arbeiten – ISBN 978-3-8006-6693-5
„Einfach.Zusammen.Arbeiten“, das Buch enthält Erfahrungsberichte der Liberating-Structures-Community. Im kompakten Band werden 30 Geschichten erzählt, welche die Anwendung der Liberating-Structures-Methoden in der Praxis beschreiben.
Was sind Liberating Structures?
Es handelt sich um Mikrostrukturen im sozialen Kontext, deren Erkennen und Verwenden zu einem Methodenkasten der fruchtbaren Interaktion führt. Hinter den im Jahr 2022 beschriebenen 33 Strukturen, die sich noch erweitern könnten, steht eine Philosophie, mit der sich die Motivation und Funktionalität in Organisationen verbessern lässt. Der grundsätzliche Ansatz lautet: Frühere Muster, mit denen die heutigen Berufstätigen aufgewachsen sind, passen nicht mehr in die komplexer gewordene Realität mit ihrem rasanten Informationsaustausch auf allen möglichen digitalen Kanälen. Wer aber noch an konventionellen Strukturen festhält, unterdrückt damit (meistens unabsichtlich) das Engagement aller Beteiligten.
Zu diesen überkommenen, hemmenden Strukturen gehören beispielsweise Statusreports, Präsentationen und geführte Diskussionen, aber auch offene Diskussionen oder Brainstormings. Entweder sind die Strukturen zu starr oder (wie die offenen Diskussionen) zu desorganisiert. Damit entstehen Frust, Überforderung und eine Hemmung von Kreativität. Wer hingegen nach der Liberating-Structures-Methode arbeitet, führt kleine Veränderungen ein, durch die wieder innovative Kraft entsteht. Die Methode lässt sich leicht und ohne große Trainings einführen. Sie eignet sich für alle Organisationen unabhängig von ihrer Größe und Ausrichtung.
Das Thema von „Einfach.Zusammen.Arbeiten“
Dieses Buch beschreibt die Anwendung der Liberating-Structures-Methode in konkreten Alltagssituationen und ihren Gewinn, so unter anderem:
- Steigerung der Effizienz von Konferenzen
- bessere Selbstorganisation
- Schaffung von Lernräumen
- Aufbau von Vertrauen
- Erhöhung der Eigenverantwortung von Teams
- bessere Projektarbeit
- Ideenentwicklung in der Gruppe
- Initiieren von Veränderungen
- gemeinsame Planung und Strategieentwicklung
- gegenseitige Unterstützung
Die Herausgeberinnen des Buches Birgit Nieschalk und Anja Ebers sind auch Co-Autorinnen. Anja Ebers ist selbstständige Beraterin und Prozessbegleiterin für Leitungsgremien und Communities zu mehr Partizipation und wendet die Liberating-Structures-Methode schon seit Jahren an. Birgit Nieschalk designt virtuelle Workshops, veranstaltet Lern-Events und wirkt als Kollaborationsbeschleunigerin. Beide Expertinnen haben maßgeblich dazu beigetragen, die Liberating-Structures-Methode in Deutschland zu etablieren. Sie haben hierfür User Groups gebildet und gehören der internationalen Liberating-Structures-Community an. In ihrem Buch zeigen sie anschaulich auf, wie sich das Miteinander in Gruppen auf Augenhöhe gestalten lässt. Ihre eigenen Erfahrungsberichte und die der anderen Autor*innen dürften andere Menschen dazu motivieren, sich mit der Methode näher zu beschäftigen und sie in den eigenen Alltag zu integrieren.
Für wen ist „Einfach.Zusammen.Arbeiten“ besonders interessant?
Das Buch dürfte vor allem für Berufstätige interessant sein, die sich für die Bewältigung ihrer tagtäglichen Aufgaben in eine sehr starke soziale Interaktion begeben (müssen). Das sind unter anderem CEOs und weitere Führungskräfte, Projektmanager:innen, Beschäftigte in allen sozialen Berufen, Angehörige der Rechtsberufe, Coaches und die meisten Dienstleister. Das Buch der Liberating-Structures-Community bietet genügend interessanten Stoff für diejenigen, die von der Methode zum ersten Mal etwas erfahren, aber auch für deren Anwender*innen.
Über die Autor*innen von „Einfach.Zusammen.Arbeiten“
Kathrin Mussmann
Die Expertin für Networking setzt die Liberating-Structures-Methode ein, um gezielter moderieren zu können. Sie begleitet seit über zwei Jahrzehnten Teams und Organisationen bei ihren Veränderungsprozessen. Daher hat sie gelernt, wie wichtig die Kultur des Miteinanders ist, weil sie die Entscheidungs- und Handlungsoptionen einzelner Beteiligter beeinflusst. Die Liberating-Structures-Methode hilft ihr unter anderem, HIPPO-Effekte zu vermeiden. Das sind Effekte aufgrund der Highest-Paid-Person’s-Opinion (Meinung der bestbezahlten Person). Diese Meinung kann eine Gruppendiskussion stark beeinflussen, weil alle Teilnehmenden der Auffassung sind, dass diese Person wohl auch die klügste sein muss, wenn sie schon so viel Geld erhält.
Den Effekt beschrieb erstmals 2007 der Analyst und Coach Avinash Kaushik. Er führte ihn darauf zurück, dass in vielen Diskussionen keine validen Daten vorliegen und die Anwesenden eine bestimmte Orientierung suchen, die ihnen dann der HIPPO-Effekt liefert. Er funktioniert natürlich nur dann, wenn die Einkünfte der Diskussionsteilnehmer bekannt sind. Die Folgen des Effekts können prekär sein, denn auch bestbezahlte Personen irren sich natürlich gelegentlich. Dadurch werden manche Projekte falsch aufgesetzt. Die Liberating-Structures-Methode hilft auch dagegen, weil sie mit den klassischen Hierarchien bricht.
Bernhard Höhne
Der Manager setzt die Liberating-Structures-Methode für Lösungsfindung ein. Diese gelingt am besten durch eine Vernetzung und Einbindung der Kolleginnen und Kollegen. Seine Geschichte ist im Abschnitt „Vertrauen aufbauen“ zu finden.
Anja Kässner
Die Expertin für virtuelle Workshops erklärt ihren Klient*innen mithilfe der Liberating-Structures-Methode, wie eine bessere Selbstorganisation, die Ideenfindung, eine höhere Bildung der Mitarbeitenden, mehr Lernräume und Inspirationen möglich sind. Es geht dabei um die Eigenverantwortung von Teams und einen besseren Überblick im Arbeitsalltag durch sinnvolle Strukturen, die sich in einem Unternehmen komplett etablieren sollten.
Henriette Wienges
setzt die Liberating-Structures-Methode für neue Dynamiken in den von ihr betreuten Gruppen ein. Es entstehen ein anderes Tempo, Kooperation auf Augenhöhe, mehr Innovation, gleichberechtigte Beteiligung, Motivation und Spaß. Sie beschreibt die Zusammenarbeit in Projekten mit dieser Methode und erzählt ihre Geschichte ausführlich im Kapitel „Madness“.
Henri Lipmanowicz
Um die Liberating-Structures-Methode im Überblick zu verstehen, kommt einer ihrer Entwickler zu Wort. Das ist Henri Lipmanowicz (neben Keith McCandless). Sein eigenes Kapitel heißt „Umgangssprache“. Es zeigt den Effekt der Liberating-Structures-Methode bei der alltäglichen Kommunikation auf.
Helga Brüggemann
Die Inhaberin des Unternehmens Systemische Beratung Düsseldorf wendet die Liberating-Structures-Methode in ihren Einzel- und Gruppencoachings ein. Sie ist nach ihrem Bericht auch nützlich in Workshops und moderierten Großgruppenveranstaltungen, in Webinaren, bei der Prozessbegleitung von Unternehmen, bei Lehraufträgen und bei Retrospektiven. In ihrer Geschichte beschreibt sie, wie sich trotz physischer Distanz soziale Nähe herstellen lässt.
Alina Barenz
Die Managerin der Deutsche Bahn AG beschreibt in ihrer Geschichte, wie sie mit der Methode ihren Mitarbeitenden eine eigene starke Stimme verleiht, mit der diese Veränderung anstoßen können.
Birgit Nieschalk
Als eine der beiden Herausgeberinnen von „Einfach.Zusammen.Arbeiten“ beschreibt Birgit Nieschalk, wie sie die Liberating-Structures-Methode selbst in ihren Trainings und Workshops einsetzt, um die Teamkollaboration zu fördern. Sie schildert anschaulich, wie dadurch echte Zusammenarbeit entsteht. Ihr Kapitel erzählt davon, wie aus Teilnehmenden einer Veranstaltung Teilgebende werden und wie in Unternehmen durch die Liberating-Structures-Methode Lernräume geschaffen werden.
Carsten Sahling
Der Coach setzt die Liberating-Structures-Methode für die zielgerichtete Kommunikation ein. Er veranstaltet Visions-Workshops, mit denen er Veränderungen initiiert.
Caterina Reinker
Die Beraterin kann mithilfe der Liberating-Structures-Methode ihre Workshops, Meetings und Konferenzen viel besser organisieren. Sie hat damit neue Fragetechniken entwickelt, die den Erkenntnisgewinn der Teilnehmenden deutlich fördern. Das funktioniert nach ihrer Schilderung in Gruppen, deren Mitglieder sich schon kennen, aber auch in völlig neu zusammengesetzten Diskussionsrunden. Ihre Geschichte im Kapitel über Neues für die Welt beschreibt, wie durch die Methode gemeinsame Ideen viel mehr Rückenwind bekommen.
Christian Weinert
erklärt, wie sich mithilfe der Liberating-Structures-Methode in Gruppen gegenseitiges Vertrauen aufbauen lässt.
Andreas Erber
Der Coach führt Workshops zu allen erdenklichen Themen sowohl persönlich als auch virtuell durch. Diese plant er sehr genau, indem er unter anderem im Vorfeld Szenarien durchspielt. Während der Planung und in den Workshops selbst hilft ihm die Liberating-Structures-Methode. Sie führt bei seinen Klient*innen zu Begeisterung und Engagement, mit dem sie Veränderungen in die Wege leiten.
Constanze Schwarz
Die Unternehmerin berät unter anderem Schulen und weitere Bildungseinrichtungen. Die Liberating-Structures-Methode setzt sie in ihren Trainings, Meetings und Workshops, innerhalb ihres eigenen Unternehmens, bei Meet-ups mit Kunden und bei der Anleitung der Kooperationsarbeit zwischen Eltern und Lehrern ein. Ihre Geschichte hat sie mit „2-Stunden-Werte-Workshop“ überschrieben. Sie zeigt darin, wie Veränderungen durch zielführende Motivation angestoßen werden.
Daniel Steinhöfer
verwendet die Liberating-Structures-Methode für die zielgerichtete Kommunikation mit Kunden, Geschäftspartnern und Mitarbeitenden. Hierfür beschreibt er seinen eigenen Visions-Workshop.
Anja Ebers
Die zweite Herausgeberin von „Einfach.Zusammen.Arbeiten“ ist Human Interaction Designerin, Coach und Prozessbegleiterin. Sie organisiert unter anderem die Gruppenarbeit mit Jugendlichen. Zum vorliegenden Buch hat sie diverse Geschichten beitragen. Sie beschreiben die Eigenverantwortung von Teams, das Überwinden der eigenen Schreibblockade, das virtuelle Erlebnislernen, die gegenseitige Unterstützung sowie die Selbststrukturierung, mit der Menschen ihrem Hamsterrad entkommen.
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[…] ankommt. Zu den Schwerpunkten in Kerzels Repertoire gehören Führen, Motivieren, Kommunizieren, Organisieren und Schlichten. Seine Bücher erschienen im FAZ-Buchverlag und bei Springer Gabler, seine […]
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