Lokale Unternehmen finden und unterstützen
Lokale Unternehmen finden und unterstützen
Corona legen lokale Unternehmen und Handel lahm. Das ist für die Wirtschaft sehr gefährlich: In diesem Bereich werden jährlich rund 550 Milliarden Euro umgesetzt, wie der Handelsverband Deutschland meldet. Das ist das Gesamtvolumen inklusive Lebensmittelhandel, der bekanntermaßen von den Lockdowns während der Covid 19-Pandemie nicht betroffen ist. Doch auch das Volumen der übrigen Geschäfte, welche die Schließungen verkraften müssen, ist immer noch sehr hoch. Da der Bedarf an Bekleidung, Sport- und Spielsachen, Haushaltswaren und Technik dennoch erhalten bleibt, kaufen die Verbraucher online ein, und zwar bevorzugt bei den internationalen Handelsgiganten Amazon, eBay & Co. Davon hat der deutsche Staat nicht viel, weil sich diese Konzerte vor Steuerzahlungen hierzulande hartnäckig drücken.
Es ist also ein Gegensteuern angesagt. Dieses kommt aus der Wirtschaft selbst, die aus nacktem Eigeninteresse um ihre Existenz kämpft: Viele kleine Händler und weitere Gewerbetreibende haben die Initiative ergriffen und eigene Hol-, Bring- oder Mitnahmeservices ins Leben gerufen. Länderspezifische Webseiten unterstützen diese Vorhaben. Unternehmen können sich dort eintragen lassen und dann ihre eigene, regionale Kundschaft online beliefern. Wir stellen eine deutsche und eine österreichische Seite vor.
Starkregional.de
Starkregional.de listet kostenlos Geschäfte in Deutschland, die sich im Verlauf der Covid 19-Pandemie einen Lieferservice, Holservice und Bringservice oder Mitnahmeservice aufgebaut haben. Oder diesen Service schon vorher hatten. Für diese Geschäfte geht es jetzt um alles: Entweder halten sie ihren Gewinn (nicht: den Umsatz) wenigstens annähernd, oder sie müssen aufgeben. Es ist wichtig, auf den Gewinn zu schauen, weil bei einem geschlossenen Geschäft und gleichzeitigem Lieferservice oder Abholservice andere Kosten entstehen. Das ist übrigens eine Rechnung, die bei den Verantwortlichen für die Verteilung der Coronahilfen (die nach Vorjahresumsätzen ausgezahlt werden) noch nicht angekommen ist. (Doch dies ist hier nur eine Randbemerkung).
Wie auch immer: Die Initiative von Starkregional.de ist zu begrüßen, auch wenn es sich offenkundig um ein Geschäftsmodell handelt. Eine Berliner Unternehmergesellschaft (Zebra und Freunde UG) betreibt die Seite. Die Unternehmen können sich kostenlos eintragen lassen, zahlen aber womöglich bei Bestellungen über das Portal eine kleine Provision an die Betreiber, was indes völlig in Ordnung wäre (wir kennen das Geschäftsmodell nicht). Der Markt beweist auf diese Weise, dass seine Selbstheilungskräfte selbst bei einer Naturkatastrophe wie Corona funktionieren. Die Bestellungen auf Starkregional.de sind übrigens online, aber auch per Telefon oder WhatsApp möglich. Letzteres könnte Amazon tatsächlich einige Kunden abjagen. Die Unternehmen werden auf dem Portal nach Bundesländern gefiltert.
Kauftregional.at
Kauftregional.at ist das österreichische Pendant zu Starkregional.de. Die beiden Seiten haben dasselbe Design, aber unterschiedliche Betreiber (bei Kauftregional.at ist es ein Unternehmer aus A-5162 Obertrum am See) und auch eine leicht unterschiedliche Sortierung. Auch auf Kauftregional.at können Nutzer nach den österreichischen Bundesländern filtern, hinzu kommt aber noch
eine Filterung nach Branchen, unter anderem diesen:
- Lebensmittel und Getränke
- Büro und Homeoffice
- Technik
- Basteln
- Blumen, Pflanzen
- Haushalt und Garten
- Möbel und Deko
- Bekleidung
- Spielzeug
- Sport und Freizeit
- Bücher
- Tierfutter
Starkregional.de hat auch weitere Filter, zum Beispiel nach interessanten oder aktuellen Unternehmen, nach Zahlungs- und Kontaktmöglichkeiten oder nach kontaktloser Selbstabholung. Allerdings erscheint die österreichische Seite Kauftregional.at auf den ersten Blick etwas übersichtlicher.
Bringt Corona einen Innovationsschub im Handel?
Die Krise fördert ganz sicher solche Initiativen, allerdings gab es das Bestreben, Kunden regional anzubinden, schon vorher. So existiert etwa die Initiative „Lass den Klick in Deiner Stadt!“ in der Umgebung von Augsburg schon seit einigen Jahren. Betreiber sind die Medienunternehmen a.tv und HITRADIO RT1. Sie stärken damit völlig unentgeltlich den stationären bayerischen Handel, indem sie darauf verweisen (durch Rundfunkspots, Aufkleber in den Schaufenstern und Online-Promotion), dass die betreffenden Händler auch online verkaufen.
Solche Initiativen gibt es natürlich auch in anderen Regionen Deutschlands. Sie werden nun breit ausgerollt, um der Covid 19-Pandemie zu trotzen und gleichzeitig den regionalen Handel und natürlich auch regionale Zulieferer zu stärken.
Welche Chancen haben solche Initiativen?
Durchaus gute, aber es ist Beharrlichkeit gefragt. Wir Verbraucher kaufen durchaus auch mit dem Kopf und unterstützen schon länger mit wenigen Cent mehr pro Produkt die biologische und nachhaltige Lebensmittelproduktion oder den fairen Handel. Das muss sich in den Köpfen durchsetzen, hat aber erwiesenermaßen langfristig Erfolg. Die gegenwärtige Krise dürfte das Nachdenken über unsere einheimische Wirtschaft durchaus beflügeln. Weshalb wir den genannten Portalen und ihren angeschlossenen Händlern gute Chancen einräumen.
Es ist in der Tat so, dass es sich bei Amazon zwar sehr bequem einkauft, jedoch dieser Konzern seine Gewinne in Steueroasen verschiebt. Mitarbeiter werden grottenschlecht behandelt. Wenn wir also bewusst einkaufen, sollten wir an unsere ehrlichen Händler vor der Haustür denken, die nun sehr findig der Krise trotzen. Wir können sie unterstützen, indem wir bei ihnen kaufen.
Wer aber potenzielle Kunden umfassend betreuen will, sollte eine Omnichannel-Strategie betreiben.
Die e-Trado GmbH wird ab Mai 2021 ein Rücksendelager mit Betreiben und einen lokalen Lagerverkauf in Mülheim an der Ruhr anbieten können (Weiteres dazu in Kürze).